15.3. E-Mail-Empfang auf dem Intra2net System

15.3.1. Konzepte

Es gibt 3 verschiedene Konzepte, wie eingehende E-Mails auf das Intra2net System kommen können.

15.3.1.1. Abruf einzelner POP-Konten

Bei einem Provider wird für jede E-Mail-Adresse ein eigenes POP-Postfach angelegt. Das Intra2net System holt jedes dieser Postfächer separat ab und stellt den Inhalt an den Empfänger zu.

Vorteile:

  • Bei fast allen Providern verfügbar

  • Keine Nichtzustellbarkeits-E-Mails (Bounces), da der Provider alle gültigen Adressen kennt

Nachteile:

  • Bei vielen Konten höherer Administrationsaufwand

  • Konten werden sequentiell abgearbeitet; bei hoher Anzahl an Konten daher höherer Zeitbedarf

15.3.1.2. Direkte Zustellung per SMTP

Der Absender sendet die E-Mails direkt und ohne zwischengeschalteten Provider zum Intra2net System.

Vorteile:

  • Neue E-Mails kommen sofort an

  • Keine Nichtzustellbarkeits-E-Mails (Bounces)

Nachteile:

  • Es wird eine fest zugewiesene IP-Adresse benötigt

15.3.1.3. Abruf von POP-Sammelkonten (Multidrop, Catch-All)

Alle E-Mails für eine Domain werden bei einem Provider in einem einzigen POP-Konto gesammelt. Das Intra2net System ruft dieses eine Konto ab und teilt die E-Mails dann auf die passenden Empfänger auf.

Vorteile:

  • Geringerer Administrationsaufwand, da beim Provider nur ein Konto gepflegt werden muss.

Nachteile:

  • Kein Standard für Multidrop-Kopfzeile

  • Nur bei sehr wenigen Provider funktioniert es vollständig (Mehrere Empfänger in einer Domain, BCC, ...)

  • Nichtzustellbarkeits-E-Mails (Bounces) nicht vermeidbar

15.3.1.4. Empfehlung

Wir empfehlen bis zu einer Anzahl von ca. 15 Benutzern den Abruf einzelner POP-Konten. Bei mehr Benutzern bietet sich dann die direkte Zustellung per SMTP an.

Von der Verwendung von POP-Sammelkonten (Multidrop, Catch-All) raten wir generell ab.

15.3.2. Abruf einzelner POP-Konten

Sollen E-Mails von einem einzelnen POP3-Konto bei einem Provider abgeholt werden, so kann dies unter Dienste > E-Mail > Abholen konfiguriert werden. Es können für einen Benutzer beliebig viele externe Konten eingetragen werden.

Unter "Verschlüsselung" kann eingestellt werden, wie weit die Verbindung zum Server verschlüsselt wird. Bei manchen schlecht konfigurierten Servern führt die automatische Verschlüsselungserkennung zu Problemen beim Verbindungsaufbau. Hierfür ist der Modus "Keine" Verschlüsselung gedacht.

15.3.3. Direkte Zustellung per SMTP

Haben Sie eine feste IP, ist es möglich die E-Mails direkt vom Absender zum Intra2net System senden zu lassen. Dazu müssen Sie Ihre statische IP von Ihrem Domain-Provider (normalerweise der, der auch für die Webseite zuständig ist) als MX (MaileXchange) in der Domain eintragen lassen. Außerdem müssen Sie den SMTP-Port in der Firewall öffnen (siehe Abschnitt 40.3, „Providerprofile“).

Die direkte Zustellung von eingehenden E-Mails per SMTP ist vollkommen unabhängig vom Versand der E-Mails. Die strengen Kriterien für den direkten E-Mail-Versand aus Abschnitt 15.1.5, „Direkter Versand“ haben hier keine Relevanz und ein Versand über Relayserver ist problemlos möglich.

[Achtung]Achtung

Verwenden Sie das Intra2net System mit dynamischen IPs und DynDNS auf keinen Fall zum direkten Empfang per SMTP, auch wenn einige DynDNS-Provider dies anbieten, denn beim Wechsel der IP oder einer Leitungsstörung können Fremde Ihre E-Mails empfangen.

15.3.4. Abruf von POP-Sammelkonten (Multidrop)

Das Intra2net System kann die E-Mails für eine Domain per Multidrop aus einem POP3 Konto abholen und dann verteilen.

[Achtung]Achtung

Wegen der massiven Nachteile (siehe oben) rät Intra2net von der Verwendung dieses Verfahrens generell ab!

Der Provider muss die Möglichkeit anbieten, alle E-Mails für eine Domain in ein Konto zu speichern oder einen „Catch-All“ Account einzurichten, an den alle E-Mails mit unbekanntem Empfänger gehen.

Außerdem wird zum Verteilen ein sog. Multidrop Header benötigt, den der Mailserver des Providers in den Kopf der E-Mail einfügen muss. In ihm wird der wirkliche Empfänger (Envelope / RCPT-To) der E-Mail gesichert.

Es gibt jedoch verschiedene Typen von Multidrop-Headern:

Normaler HeaderEr heißt z.B. X-Envelope-To:, Envelope-to:, X-Original-To: oder X-RCPT-To: und enthält nur die E-Mail-Adresse des Empfängers. Dieser Typ wird hauptsächlich von der Exim Software angeboten. Tragen Sie den Namen des Headers (mit Doppelpunkt) in das „Multidrop Header“ Feld ein.
QvirtualEr heißt Delivered-To: und wird hauptsächlich von Qmail verwendet. Er enthält vor der eigentlichen Empfängeradresse eine Domainkennung. Tragen Sie die Domainkennung in das „Multidrop Header“ Feld ein. Beispiele dafür sind „mbox-ihredomain.de-“ oder „ihredomain.de-“
ReceivedDie E-Mail enthält keinen Multidrop-Header. Das Intra2net System versucht, die Empfängeradresse aus den Recieved-Informationen im Header zu ermitteln. Dies kann bei manchen Providern zu Problemen führen. Einige E-Mails werden dann an den Postmaster (siehe Abschnitt 15.11, „Weitere Einstellungen“) zugestellt. Diese Option ist daher nur als Notlösung gedacht, falls ein Provider keinen Multidrop-Header überträgt.
[Tipp]Tipp

Ist der Provider nicht in der Lage, zuverlässig Envelope-Header einzufügen, so empfiehlt es sich, bei einem anderen Provider (z.B. 1&1) für wenige Euro pro Monat eine Domain extra für den Mailempfang einzurichten (z.B. „meinefirma-mail.de“). Der bisherige Provider kann dann alle E-Mails an die Domain 1:1 an die neue Domain weiterleiten.

Beispiel 15.1. Beispielausschnitt aus einem E-Mail-Header mit normalem Envelope-Header

Received: from localhost (localhost.localdomain [127.0.0.1])
    by fire.local (8.11.6/8.11.6) with ESMTP id g3SMO2D10977
    for <gerd@localhost>; Wed, 29 Apr 2015 00:24:02 +0200
Envelope-to: gerd@klickmich.de
Delivery-date: Tue, 28 Apr 2015 21:22:01 +0200
Received: from pop.kundenserver.de [212.227.126.129]
    by localhost with POP3 (fetchmail-5.9.0)
    for gerd@localhost (single-drop); Wed, 29 Apr 2015 00:24:02 +0200 (CEST)
Received: from [4.43.46.11] (helo=intra.net.lan)
    by mxng00.kundenserver.de with smtp (Exim 3.22 #2)
    id 171uF3-0007Sd-00
    for gerd@klickmich.de; Sun, 28 Apr 2015 21:21:50 +0200
Message-Id: <j60jo.a5626@intra.net.lan>
To: gerd@klickmich.de
Subject: Test

Das einfache To: ist kein Multidrop-Header!

Beispiel 15.2. Beispielausschnitt aus einem E-Mail-Header mit Qvirtual-Header

Return-Path: <k.schuster@irgendwo.de>
Delivered-To: klickmich.de-m.muster@klickmich.de
Received: (qmail 29628 invoked from network); 30 Jun 2015 14:47:38 -0000
Received: from moutng1.kundenserver.de (212.227.126.171)
    by pluto.link-m.de with SMTP; 30 Jun 2015 14:47:39 -0000
Received: from [212.227.126.162] (helo=mrelayng1.schlund.de)
    by moutng1.kundenserver.de with esmtp (Exim 3.22 #2)
    id 17OfzF-0003jP-00
    for m.muster@klickmich.de; Tue, 30 Jun 2015 16:47:37 +0200
Received: from [217.81.153.239] (helo=intra.net.lan)
    by mrelayng1.schlund.de with asmtp (Exim 3.35 #1)
    id 17OfzF-0002Mf-00
    for m.muster@klickmich.de; Tue, 30 Jun 2015 16:47:37 +0200
Received: from storm (storm.net.local [172.16.1.2])
    by intra.net.lan (8.11.6/8.11.6) with SMTP id g5UElmD25862
    for <m.muster@klickmich.de> Tue, 30 Jun 2015 16:47:48 +0200
Message-ID: <001d01c22045$12856700$020110ac@storm>
From: "Karl Schuster" <k.schuster@irgendwo.de>
To: <m.muster@klickmich.de>
Subject: Beispiel

Interessant ist hier der „Delivered-To:“ Header. In diesem Beispiel ist die Domainkennung „klickmich.de-“. Tragen Sie diese in das „Multidrop-Header“ Feld im Intra2net System ein.

Wird der Multidrop-Header nicht korrekt eingestellt, so werden alle E-Mails, bei denen nicht der wirkliche Empfänger in To: steht, an den Postmaster geschickt. Dies sind z.B. E-Mails mit BCC:, weitergeleitete E-Mails, E-Mails von Mailinglisten oder Spam.